schnuppernde hunde

Dummyprüfung

Die Freude war groß, dass ich einen Platz für eine Dummy A Prüfung ergattern konnte. Meine
allererste Prüfung mit Hund, mit meinem ersten Retriever und ich habe schon so viel gehört; Wer,
wie, wann und warum schon alles nicht bestanden hat. Positives wurde eher selten berichtet. Diese
Erfahrung müssen wir dann endlich selbst machen und der DRC BZG Pfalz mit Richertin Petra
Behringer bietet mir und meinen 4jährigem Toller Rüden Pergrin diese Chance.
Aufgrund der Aufteilung der gesamten Teams in zwei Gruppen müssen wir erst um 13:00 Uhr da sein.
Angekommen bleibt sogar noch ein wenig Zeit, um die ersten Kontakte zu knüpfen. Eine angenehme
Atmosphäre lag in der Luft und ich treffe ausschließlich gleichgesinnte, herzliche aber vor allem
aufgeregte Menschen. Ich nutze schon mal die Gelegenheit vorsichtig mitzuteilen, dass wir uns im
Abseits aufhalten, damit wir die Ruhe bewahren können. Ich war erleichtert, dass alle Verständnis
dafür hatten. Dann ging es los; Check der Unterlagen, Abgabe der Ahnentafel, Anklemmen der
Startnummer und ab ins Gelände. Dort begrüßte uns die Sonderleiterin Martina Werle sehr herzlich,
schilderte den groben Ablauf und wünschte allen viel Erfolg: Anfangen würden wir mit der Suche. Der
Appell und die Markierung werden direkt nacheinander gearbeitet. Danach würden wir das Gelände
wechseln und zum Wasser gehen. Auch Petra begrüßte sehr freundlich und bat uns inständig, zu
beachten, dass wir unsere Pfeife benuzten dürfen, bevor der Hund in einen schweren Fehler läuft.
Das quittierte ich für mich mit einem nicken und beschloss das genauso auch zu tun. Unsere
Startnummer war die 15. Vor uns waren nur die Nummern 12 bis 14, die Starter 1 bis 11 waren
bereits am Vormittag dran. Für mein internes Zeitmanagement überlegte ich: Während alle anderen
Teams arbeiten, so gut es geht zu entspannen. Sobald Team 13 die Aufgabe startet, abseits vom
aktuellem und zukünftigem Arbeitsgebiet laufen und wenn das Team 14 dran ist, Arbeitsleine an und
vorsichtig mit dem Kommando „Fuß“ Richtung Aufgabe laufen und peinlich darauf achten, nichts und
niemanden zu stören. Nachdem das Team vor uns den schmalen Weg zur Aufgabe freigemacht hatte,
sind wir den Pfad hoch und waren im ersten Moment überrascht, wie viele Menschen da auf uns
warteten. Als ich mein Erstaunen darüber ausdrückte wurde sofort von Petra gefragt, ob das für mich
in Ordnung sei. Mit Zweibeinern haben wir kein Problem und genau das ist ja auch das Feine am
Helfen. Andere zu beobachten und zu lernen. Petra zeigte mir meinen Startpunkt und dann genau
das Suchengebiet. Es war im Wald und schmaler als tief, sehr steil abfallend. Das untere Ende
markierte ein kleiner Bachlauf. Mein erster Gedanke galt den Helferinnen, die sicherlich immer
sorgfältig die Dummies an immer wieder den gleichen Stellen platzierten um allen die gleichen
Bedingungen zu garantieren und dabei Fähigkeiten von Bergziegen an den Tag legen mussten,
gleichzeitig hatte mein Bub als auch ich schon den ersten Dummy entdeckt. Mit einem Schlag
verstand ich, warum alle vor mir warnend sagten, dass das Suchengebiet sehr klein ist und Petra
vorhin auf den Einsatz der Pfeife verwiesen hat. Ja, klein war es tatsächlich, denn es gab nur einen
ganz kleinen Bereich in dem die anderen 4 Dummies versteckt sein konnten. Oha! Von den insgesamt
5 gelegten Dummies hat sich Petra 3 gewünscht, also gut, die soll sie haben. Tief durchatmen, Leine
ab und los. Der erste Steckte in einem Baumstumpf und Peregrin musste etwas ziehen um ihn raus zu
bekommen, dann übte auch er sich als Bergziege und ab in die Grundposition, Abgabe – Nummer 1.
Ich entschied mich ihn genau gleich mit einem leisen aber bestimmten „Such“ zu schicken, die Pfeife
parat und auch das zweite Dummy landete sicher in meiner Hand. Für das dritte Dummy drehte ich
uns minimal nach rechts und auch da fand er und brachte es sofort. Anleinen, Freude, Erleichterung.
Allen Zuschauern stand ins Gesicht geschrieben, dass die Leistung gut gewesen sein musste und
Petra fragte:“ Wie alt ist der?“ und ich antwortete 4 Jahre und wollte irgendwie nur schnell weg.
Laufen, das brauchte ich jetzt mehr als mein Hund. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Die Zaungäste,
die am Rande der Aufgabe standen sagten mir, dass das super gelaufen sei, also glaubte ich es auch.

Wir sind etwas gelaufen, haben uns gemeinsam in die Wiese gelegt, eine Kleinigkeit geknabbert und
schon ging es mit Aufgabe 2 und 3 los. Die ersten Schüsse waren zu hören und ich nahm mir wieder
den gleichen Ablauf vor. Als das Team vor mir mit der Markierung startete, leinte ich die Arbeitsleine
an und machte mich auf den Weg. Leider schnappte ich dabei auf, dass das Gelände und vor allem
die Witterung sehr schwierig wären und die Richterin sehr großen Wert auf die Fußarbeit legen
würde. Auch wenn wir die Fußarbeit lieben, war ich sofort aufgeregt. Pergrin blickte mich mit einer
Ruhe und Souveränität an und schien mir zu sagen: „Hej, wir schaffen das! Vertrau mir!“ – er war also
gerade der Abgeklärte von uns beiden, echt jetzt?! Leider nur bis wir in der Grundposition waren.
Dann wechselte unser Gemütszustand schlagartig. Mein kleines Teekesselchen war heiß, aber ich sah
das Gelände und war schlagartig ruhig. Eine lange Wiese, auf der linken Seite Baumbewuchs, rechts
etwas erhöht, ein Weg. Die Wiese war weder gemulcht, geschleppt noch gemäht. Ich fasste den
Entschluss: Ja, das schaffen wir. Petra erklärte mir die Aufgabe. Dann wieder: durchatmen, ableinen,
walk on, Schuss, Sitz – die Markierung fiel relativ nah und deutlich links neben uns, dennoch walk on
weiterhin parallel zum Weg, geradeaus. Seitlich kommt uns das Dummy immer näher – ich höre
förmlich wie mein Bub innerlich neben mir schreit: Da, da, ich kann es holen, lass es mich holen!
Biiiiiiiiite, jetzt, jetzt, JETZT... Ich schaute auf ihn und mit all meiner inneren Ruhe und einem
intensiven Blick versuchte ich zu zeigen, dass er jetzt mir vertrauen soll. Dann endlich der erlösende
Schuss, wieder ins Sitz. Die erlösende Berührung kam prompt, doch ich entschied mich erst noch mal
uns richtig Markierung zu drehen, das Sitz abzuwarten und dann zu schicken. Er wusste wirklich
genau wo es lag und brachte es lehrbuchmäßig. Petra sagte, dass ich ihn anleinen könne und dann
gingen wir ein paar Schritte weiter. Sie erklärte mir die Aufgabe zur Markierung und fragte mich, wie
immer ob alles klar sei, auch wenn mir der Ginster in ein paar Metern Entfernung gar nicht gefiel
signalisierte ich mit einem nicken die Bereitschaft und durfte wieder ableinen. Schuss, Dummy fliegt,
kurze Berührung an der Schulter. Pergrin rannte zielgenau durch den Ginster auf dieMarkierung zu,
die in einer kleinen Senke lag, wurde zwei Meter vorher langsamer und konnte sicher aufnehmen.
Petra freute sich: „Das war eine Markierung!“ Pergrin war schon wieder auf dem Rückweg und nur
Sekunden später Abgabebereit in der Grundposition. Ich fischte schnell nach dem Dummy und sofort
nach der Moxon um ihn anzuleinen. Petra fragte mich erneut wie alt der Hund ist und ich antwortete
lachend: „Immer noch 4 Jahre!“. Die Zaungäste sagten mir wieder, dass es super aussah und ich hatte
auch endlich mal das gleiche Gefühl und wir beide entspannten und trudelten langsam Richtung
Parkplatz. Am Ende der Wartezone unterhielten wir uns sehr nett mit einem Team, dass auch die
Ruhe am Rand brauchte und das mit der Startnummer 22. Das Gespräch genoss ich sehr. Denn
irgendwie saßen wir ja alle im gleichen Boot, jeder mit seinen Geschichten, Besonderheiten und
Emotionen sowohl bei Mensch oder Tier und sofort hat man eine gemeinsame Beziehung. Sich
hierüber auszutauschen tut einfach gut. Denn es wird einem klar, alle haben ihre Baustellen, man ist
nicht alleine und ja am Ende des Tages steht doch fest: Wir haben alle tolle Hunde! Nachdem alle
Teams auf dem Parkplatz eingetrudelt waren, kamen Petra, Martina und alle Helfer und es ging Richtung Wasseraufgabe.

Ein kurzer Fußweg und schon waren wir an einem Weiher. Den Weg
unterhalb des Weihers reihten sich alle Teams auf und für uns galt es zum letzten Mal: Sobald das
Team vor uns startete, Arbeitsmoxon an und Fußarbeit. Tief einatmen und los. Petra begrüßte mich
mit den Worten: „Also, dass Dummy holt Dein Hund aus dem Wasser und bringt es Dir sicher in die
Hand!“. Ich entgegnete selbstbeschwörend, dass wir es genauso machen und jedes Wort war
gesprochen. Ich signalisierte mit dem ab leinen, dass wir bereit waren. Fokussieren, der Schuss kam,
die Markierung fiel in die Mitte des Weihers, Petra tippt fast unmittelbar meine Schulter an und ich
schickte. Pergrin lief gerade den Abhang bis ans Wasser, glitt ins Wasser, schwamm bis zum Dummy,
nahm es auf, wendete sofort und kam zurück. Jetzt noch mal konzentrieren und nichts falsch machen und

schon war das Dummy in der Hand, ich leine an und frage unmittelbar: „Haben wir es geschafft?“
Alle strahlen mich an und meinen „JA!“. Ich freue mich riesig drehe mich direkt weg, um mit meinem
Hund zu feiern. Er hat sich seinen Ball so sehr verdient, aber das müssen wir da machen, wo es keiner
mitbekommt. Oberstes Gebot: Vermassle keinem die Prüfung, weg vom Aufgabengebiet und von
allen, die die Aufgabe noch vor sich haben! Jetzt haben wir uns einen Spaziergang verdient. Also ab in
den Wald, tief einatmen, zur Ruhe kommen und sich bewusstmachen, dass wir die Dummy A
geschafft haben. Unfassbar! Unser Ziel ist erreicht, ich bin stolz auf meinen wunderbaren Hund,
erleichtert und überglücklich. Als wir wieder am Parkplatz sind, ist der Rest auch schon da. Mein
müdes Tollerchen möchte nur noch in sein Auto und jetzt sind ihm auch alle anderen egal. Es ist
endlich Zeit sich mit den Zweibeinern auszutauschen. Leider gab es auch Teams bei denen es nicht so
gut lief, umso erfreulicher, dass bei allen Befürchtungen erklärt wurde, dass es ein schöner Tag war,
egal wie die Ergebnisse ausfallen würden. Dann war es soweit, alle kamen zusammen und Martina
teilte uns mit, dass sie an diesem Tag tolle Hundearbeit sehen konnten und bedankte sich dafür,
dann bei allen Helferlein, die so eine Prüfung erst ermöglichen und bei der Richterin Petra, die an
diesem Tag fair gerichtet hat, den Teams beruhigend zur Seite stand. Als Vereinsmensch weiß ich
diese Arbeit sehr zu schätzen und als die Frage aufkam, ob jemand etwas für die Club Zeitung
schreiben würde, zögerte ich nur kurz um dann meine Bereitschaft zu erklären. Eine Gelegenheit um
Danke zu sagen, für die Organisation, für das stundenlange im Gelände stehen, bei Wind und Wetter,
Bergziege zu spielen und dabei stets freundlich zu sein. Danke für einen wundervollen harmonischen
Tag, in wirklich sehr schönem Gelände. Dann leitete Petra über: Es war soweit, jetzt würden wir
erfahren, wie die Prüfung gelaufen ist. Denn es gab bisher keine Rückmeldung zu den Punkten, die in
den jeweiligen Aufgaben erarbeitet wurden. Sie teilte mit, dass es ein Team gab, welches die volle
Punktzahl erreicht hätte und fragte, ob es eine Vermutung gäbe. Aber die gab es nicht. Petra darauf:
“Ich sag nur 4 Jahre!“ mir entfuhr ein „Huch“ und sie lächelte mich breit an. Martina strahlte mit der
Sonne um die Wette und überreichte mir eine Urkunde auf der ein „vorzüglich“ stand und auf der
Rückseite zu jeder Aufgabe 20 Punkte notiert waren. Ich war fassungslos und gerührt. Martina und
Petra gratulierten mir, umarmten mich herzlich und es reihten sich viele Glückwünsche und
Anerkennung für unsere Leistung ein. Ja mir liefen die Tränen, denn damit hätte ich wirklich nicht
gerechnet und mein Bub hat es so sehr verdient. Er ist derjenige, der mir so viel zeigt von dem ich so
viel lerne, der mich manchmal zurück zum Anfang schickt mit der klaren Message mal tief in mich zu
gehen um herauszufinden, was gerade das Problem ist und wie wir es gemeinsam schaffen können.
Dabei fordert er Sensibilität, Empathie und Fairness, die ich nur zu gerne aufbringe, denn das ist ein
Weg, den es sich lohnt zu gehen und für den ich dankbar bin. Der Prüfungstag war für uns ein
unfassbar schöner Tag, mit einer äußerst fairen, und souveränen Richterin einer tollen Bezirksguppe
und rundum tollen Menschen und einem „vorzüglichem“ Ergebnis. Übrigens nicht dem einzigen an
diesem Wochenende. Einen Tag später haben wir noch ein „vorzüglich“ in der Formwertbeurteilung
erhalten. Manchmal läufts einfach....